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Verwaiste Eltern

Verwaiste Eltern
© Kzenon / Shutterstock.com

Jedes Jahr sterben in Deutschland 25.000 junge Erwachsene, Jugendliche, Kinder und Babies. Ganz gleich, ob durch Krankheit, Unfall, Gewaltverbrechen oder Suizid - der Tod eines Kindes ist für die Eltern immer ein enormer Schock. Sie erleben die Trauerphasen intensiver und können sich oft kaum aus ihrer Verzweiflung heraus retten.

Der erste Schock bei verwaisten Eltern

Im normalen Alltag sagt man schnell, man sei geschockt oder stehe unter Schock. Es gibt allerdings auch einen medizinischen Zustand, den man "Schock" nennt. Er wird meist durch Ereignisse ausgelöst, die die Psyche nicht gleich verarbeiten kann. Der Schock ist ein normaler Schutzmechanismus der überforderten Psyche, der oft keiner weiteren Behandlung bedarf und sogar mehrere Tage oder sogar Wochen dauern kann, manchmal bis weit über die Beerdigung hinaus.
Dieser Schutzmechanismus kann ganz unterschiedliche Symptome haben, so dass verwaiste Eltern oft ganz unterschiedlich auf den Tod ihres Kindes reagieren. Manche Eltern funktionieren ganz normal weiter, benehmen sich, als sei überhaupt nichts passiert und wirken dadurch fast herzlos auf Angehörige. Bei anderen Eltern passiert genau das Gegenteil - sie können selbst einfachste Dinge, wie Zähne putzen oder Ankleiden, nicht mehr allein.
Wie auch immer Ihre oder die Reaktion von verwaisten Eltern in Ihrem Umfeld ist: Seien Sie sich sicher, dass sich die Betroffenen in der schwierigsten Situation ihres Lebens befinden, und versuchen Sie sie so gut wie möglich zu unterstützen oder sich Hilfe zu holen, wenn Sie selbst betroffen sind.
Eine große Gefahr besteht darin, dass die beidem Elternteile ähnliche Reaktionen voneinander erwarten und oft nicht damit umgehen können, dass der andere ganz anders reagiert. Hier helfen nur intensive Kommunikation und Verständnis für einander, wenn an dem schrecklichen Schicksalsschlag nicht auch noch die Beziehung zerbrechen soll.

Schuldgefühle bei verwaisten Eltern

Eltern wollen immer das Beste für ihre Kinder und fühlen sich, ebenso wie Geschwister, oft schuldig, wenn ihr Kind verstorben ist. Dabei spielt es oft überhaupt keine Rolle, ob das Kind bei einem Unfall oder an einer schweren Krankheit gestorben ist. Verwaiste Eltern glauben, sie hätten das Kind besser schützen, es zu einem besseren Arzt bringen oder Anzeichen früher erkennen sollen. Auch wenn sie selbst erkennen, wie irrational diese Gefühle sind, haben sie sie trotzdem. Hier hilft nur eins: Unterdrücken Sie Ihre Gefühle nicht. Suchen Sie sich eine Freundin, reden Sie mit den Geschwistern, anderen verwaisten Eltern oder einem Therapeuten. Auch das Führen eines Tagebuchs hat vielen verwaisten Eltern beim Verarbeiten des Verlustes geholfen.
Nur so werden Sie mit der Zeit in der Lage sein, den Tod Ihres Kindes zu begreifen. Die Schuldgefühle werden irgendwann nicht mehr so im Mittelpunkt stehen, und Sie werden lernen, mit dem Unmöglichen fertig zu werden. Mit dem Tod Ihres Kindes.

Die neue Realität für verwaiste Eltern

Machen Sie sich klar, dass die Dinge nie wieder so sein werden wie vor dem Tod Ihres Kindes. Ganz gleich, ob Ihr Kind schon erwachsen oder vielleicht ein Sternenkind war. Sie werden irgendwann wieder essen, schlafen, lachen können. Aber Sie werden nie wieder der gleiche Mensch sein. Wie könnten Sie auch? Das müssen Sie aber auch gar nicht. Sie haben das Schlimmste erlebt, was Eltern passieren kann. Es würde nicht für, sondern gegen Sie sprechen, wenn dieses Erlebnis Sie nicht dauerhaft verändern würde. Vielen verwaisten Eltern hilft es, sich genau darüber klar zu werden.

Das Leben geht weiter - auch für verwaiste Eltern

Das Leben geht einfach weiter. Ganz egal, wie groß der Schmerz, wie tief die Trauer ist. Die Welt dreht sich einfach weiter. Viele verwaiste Eltern empfinden diese Tatsache als eine der schlimmsten Erkenntnisse unmittelbar nach dem Tod eines Kindes.
Doch auf Dauer bedeutet das auch, dass Ihr Leben weitergeht. Wenn der Alltag langsam zurückkehrt, sollten Sie den Tod Ihres Kindes nicht verdrängen - irgendwann würde die unterdrückte Trauer Sie einholen. Nehmen Sie sich kleine Auszeiten, wenn Sie sie brauchen. Gönnen Sie sich kleine Rituale, um die Erinnerung an Ihr Kind wachzuhalten. Auch in Vereinen oder Selbsthilfegruppen für verwaiste Eltern können Sie lernen, den Verlust Ihres Kindes dauerhaft zu verarbeiten, ohne Ihre Gefühle zu unterdrücken. Gerade der Austausch mit anderen Betroffenen, die einen genau verstehen können, scheint sehr hilfreich zu sein, daher haben sich viele Selbsthilfegruppen gebildet.